Geboren wurde die Idee während der 2018er Alpentour. Es ging im Gespräch eigentlich um die in der Vergangenheit durchgeführten Gardaseefahrten, da kam der Vorschlag, dass man ja auch mal in die andere Richtung, namentlich nach Dresden fahren könnte. Eine Verabredung hierfür wurde für das nächste Jahr getroffen. Im Winter ging es ans Strecke planen. Zwei alternative Routen standen zur Auswahl, entschieden haben wir uns für die mit mehr Höhenmetern und einer Durchquerung Tschechiens.

Am 07.08.2019, sollte es losgehen. Weitere Mitreisende fanden sich bis dahin nicht mehr. Geplant war eine Abfahrt gegen 17.00 Uhr, damit sollte Dresden am nächsten Nachmittag erreicht werden können. Der Wettergott ist nicht mein Freund. Schon drei Wochen zuvor, beim 24h-Rennen in Kelheim  war mir nur die erste Runde im Trockenen gewährt. Für diesen Mittwochabend war Regen prognostiziert und die Wetterfrösche sollten Recht behalten.  Um also nicht gleich nach 100 Meter durchnässt zu sein verschoben wir unsere Abfahrtszeit immer weiter nach hinten, in der Hoffnung wenigstens den schlimmsten Regenschauern zu entkommen. Gegen 21.45 Uhr ging es dann endlich los. Der Regen hatte deutlich nachgelassen und wir beide starteten. Als erste Pause war die Raststätte Rosenhof, an der A3, östlich von Regenburg eingeplant. Danach war Richtung, Bayerischer Wald, nicht mehr damit zu rechnen, dass wir mitten in der Nacht noch auf eine offene Tankstelle oder sonstige Versorgungsmöglichkeit treffen. Es ging über viele Anstiege, teilweise auf Schotter (das hat man davon wenn man größere Straßen meiden will), über Roding nach Waldmünchen, wo wir die Grenze passierten. Zwischenzeitlich war der Morgen angebrochen, es dämmerte, die Uhr zeigte 5.00 Uhr, Zeit für einen ersten Kaffee auf Tschechischem Boden. Der Track, dem wir folgten führte uns über einsamste Straßen und ebensolche Dörfer Richtung Nordwesten, wo wir nach weiteren drei Stunden Fahrzeit in Stribro endlich eine Möglichkeit zum Frühstücken vorfanden.  Schon jetzt war klar, mit einem Kaffee in der Nachmittagssonne vor der Dresdner Frauenkirche wird es wohl nichts werden. Schuld daran war nicht eine nicht vorhandene Sonne, sondern die noch verbleibenden Kilometer die wir bis zum Nachmittag sicher nicht werden absolvieren können.

Frisch gestärkt ging es in den nächsten Tagesabschnitt, im Zickzack und rauf und runter durch die tschechische Provinz. Gut dass der Garmin den Weg kannte, gefühlt hätten wir auch im Kreis fahren können, ohne es zu bemerken. Blickt man im Nachhinein auf die Karte bestätig sich der Eindruck nicht, es ging in ziemlich gerader Linie durch Tschechien. Die Mittagspause um 13.00 Uhr, nach 330 km fühlte sich an wie ein Abendessen, was vermutlich daran liegt, dass einem das Gefühl für die Uhrzeit abhandenkommt wenn man schon lang genug wach ist.

Bei Kilometer 400 kam mein persönlicher Tiefschlag. 17.00 Uhr, Pause in Telipce, kurz vor dem mit 600 Höhenmeter nennenswertesten Anstieg des Tages. Wir wollten unser Fahrt gerade wieder aufnehmen, als sich mein Garmin in die Tiefschlafphase verabschiedete. Nichts ging mehr. Kein Fortsetzten der Tour, kein Speichern der bisher absolvierten Strecke. Es blieb nur der Reset und dann fing ich halt wieder bei Kilometer 0 an.

An dem letzten Anstieg war schon Ausgeschildert, für den am nächsten Wochenende stattfindenden Krusnoto, einem Rennen über 250 km und 4.900 hm. Mit dem Scheitelpunkt des Anstieges hatten wir wieder deutschen Boden unter den Rädern. Jetzt ging es im Wesentlichen bergab, über Glashütte und Freital bis ins Zentrum Dresden, wo wir um 21.00 Uhr an der Frauenkirche eintrafen.

Für mich war es das noch nicht. Da ich noch ein paar Tage in der Sächsischen Schweiz verbringen wollte, durfte ich noch 40 Kilometer draufsatteln und entlang der Elbe gen Osten pedalieren. In Königstein hatte ich nach gut 500 Kilometern mein Ziel erreicht.

hier gibt´s einen Blick auf die Strecke